Freundlich und entspannt

Zum Glück hatte ich diese hässliche Krankheit nicht und habe sie auch nicht, was hoffentlich so bleibt.

Trotzdem hat Corona natürlich auch für mich einige Probleme gebracht. Sei es der ausfallende traditionelle familiäre Pfingstausflug, den ich fast ebenso vermisse wie den ebenfalls nicht stattfindenden Jahresurlaub, seien es reduzierte persönliche Kontakte mit Familienmitgliedern und Freunden oder in Partei und Verein.

Heftige Sorgen bereitete nicht nur mir der erheblich zurückgegangene Umsatz unseres Weltladens, die zeitweise – auch aktuell wirksame – Sperrung unseres Café-Bereichs, die auch den Wegfall traditioneller Treffs zur Folge hat. Anfangs gab es keine Förderprogramme, so dass wir beinahe gezwungen waren, das Projekt „Fairer Handel in Saalfeld und Rudolstadt“ zu beenden. Es drohte nach fast 30 Jahren erfolgreicher Arbeit die Schließung des Saalfelder Weltladens. Aber r2g hat die ehrenamtlich arbeitenden Vereine doch nicht vergessen, wir bekamen Fördermittel, mit deren Hilfe wir die Krise überwinden und zur Freude aller Beteiligten und vieler Kundinnen und Kunden weiterarbeiten konnten. Nun hoffen wir, dass wir auch noch die kommenden Wochen und Monate überstehen.

Ansonsten vermeide ich alle vermeidbaren Kontakte und das Einkaufen übernehmen glücklicherweise fast immer meine Kinder.

Die Masken finde ich zwar ein wenig störend, käme damit aber relativ gut zurecht, wenn nicht…
…ja, wenn nicht der Mann, der mir im Wartezimmer beim Zahnarzt gegenübersitzt und deutlich jünger ist als ich, den Mund-Nasen-Schutz (MNS) zum Kinn-Schutz degradiert hätte, wenn die Frau, die in den Weltladen kommt, den MNS nicht als Mundschutz trüge, nach meiner Bitte, das Ding über die Nase zu setzen, mich böse ansähe, ihren MNS drei Millimeter über die Nasenspitze zöge, wo er nach wenigen Sekunden wieder den Gesetzen der Schwerkraft folgt, wenn nicht Tausende auf die Straße gingen, um gegen Maßnahmen zu demonstrieren, die ihrem und dem Schutz ihrer Mitmenschen dienen sollen – was sie dann natürlich ungeschützt tun.

Ich verstehe Menschen, die von der gegenwärtigen Situation gestresst sind. Aber müssen sie das an ihren Mitmenschen auslassen, deren Stresspegel dadurch weiter ansteigt? Das führt in einen Teufelskreis, dessen Ergebnis für viele unnötigerweise in der Psychiatrie korrigiert werden muss und über kurz oder lang in die nächste Runde geht. Ich wünschte, dass alle versuchten, so gut wie möglich durch diese schwierige Zeit zu kommen, sich auf das Danach freuten, wenn das Leben wieder „normal“ ist. Bis es soweit ist, sollten wir alle so freundlich und entspannt wie nur möglich mit der Situation umgehen.