Ostereierbaum: Apfelbaum für Eierbehängung dank überparteilichen Engagements möglich

Reinhardt Bähring

 

Allen Saalfeldern dürfte der Saal­felder Ostereierbaum auf den Rödern wohl bekannt sein. Das erste Mal wurde der Baum 1965 von Familie Kraft geschmückt. Damals noch mit nur 18 Plaste­eiern.

Bis 1994 stieg die Eieranzahl auf etwa 350 Stück. Mit dem Wachs­tum des Baumes wuchs auch die Anzahl der Eier und war bald so groß, dass der geschmückte Baum zunehmend Besucher an­zog, die nicht mehr alle zur Fami­lie gehörten.

Für 2008 ermittelte ein von Vol­ker Kraft aus Neugierde instal­liertes Zählwerk – der Eintritt in den Privatgarten war kostenlos – rund 6.000 Gäste.

Zwar hält der Saalfelder Oster­eierbaum nicht den Rekord der meisten Ostereier. Im April 2007 erzielte der Zoo Rostock mit ei­ner Rot-Eiche mit 76.596 aus­gepusteten und bemalten Eiern einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde, der Ostereierbaum der Krafts aber den Eintrag für den am längsten geschmückten Ostereierbaum.

Im Jahre 2012 wurde in Saalfeld die magische Grenze von 10.000 Eiern erstmals überschritten. 2015 wurde der Baum letzt­mals von der Familie Kraft ge­schmückt. Im selben Jahr wurde der Baum in der Sendung mit der Maus vorgestellt und die Stadt Saalfeld zeichnete das Ehepaar Kraft mit der Saalfelder Stadtmedaille aus.

Trotz lukrativer finanzieller An­gebote entschied sich die Fami­lie Kraft im Februar 2016, die 10.000 Ostereier den Wirtsleu­ten der Gaststätte „Das Loch“ zu schenken, die das Verspre­chen abgaben, die Tradition des Saalfelder Ostereierbaumes zu bewahren.

In Zeitnot, recht provisorisch, und ohne den mit den Osterei­ern gewachsenen Apfelbaum der Familie Kraft, aber schon mit einigen freiwilligen Helfern wurde 2016 im Schlossgarten eine Kastanie mit den Ostereiern behängt. Da dieser Baum aber frühzeitig austreibt, entschieden sich die Wirtsleute für eine Robi­nie auf dem Saalfelder Boulevard und schmückten diese dort 2017 und 2018.

Schon damals wurde die Idee geboren, einen Apfelbaum in der Stadt zu pflanzen, um dem Oster­eierbaum einen festen Standort zu geben.

Da nicht unbeträchtliche Kosten beim An- und Abschmücken und der Unterhaltung des Saalfelder Ostereierbaumes entstehen und die Gemeinnützigkeit in privater Hand nicht gegeben war, gründe­ten im Mai 2018 die Freiwilligen, die bislang aktiv mitgeholfen hat­ten, den Verein „Freundeskreis des Saalfelder Ostereierbaums e.V.“. Die Gesellschafter des Gastronomie-Bertriebs Saalfeld GmbH „Das Loch“ übergaben die knapp 10.000 Ostereier an die­sen Verein.

Die derzeit 16 aktiven Mitglieder des Vereins, der außerdem zwei Fördermitglieder hat, schmück­ten den Saalfelder Ostereier­baum 2019 in Eigenregie.

In seiner notariell beglaubigten Satzung hat der Verein festge­legt, dass bei Auflösung des Ver­eins oder bei Wegfall steuerbe­günstigter Zwecke das Vermögen des Vereins an die Stadt Saalfeld fällt.

Um die Tradition des Saalfelder Ostereierbaumes zu wahren, trat der Verein Anfang 2019 mit der Bitte an die Fraktion DIE LINKE im Stadtrat Saalfeld heran, sie bei der Pflanzung eines Apfelbau­mes im Schlosspark der Stadt zu unterstützen. Obwohl die diesbe­zügliche Anregung unserer Frak­tion mit Wohlwollen des Stadt­rates und der Stadtverwaltung aufgenommen wurde, galt es, noch eine bürokratische Hürde zu überwinden.

Die Landes-Denkmalschutzbe­hörde in Erfurt weigerte sich anfangs vehement gegen die Pflanzung eines Apfelbaumes im Schlossgarten, da ein solcher nicht in das denkmalgeschützte Ensemble des Schloss-Areals passen würde.

Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass dank des hartnäckigen Einsatzes des Bürgermeisters der Stadt, Dr. Steffen Kania und des MdL Maik Kowalleck (beide CDU), die Behörde letztendlich umgestimmt werden konnte.

So konnte die Fraktion DIE LINKE auf der letzten Stadtratssitzung die Beschlussvorlage zur Pflan­zung des „Saalfelder Ostereier­baumes“ im Schlossgarten der Stadt vorlegen und ein einstim­miges Votum im Stadtrat erzie­len.

Aus meiner Sicht – mit Blick auf die Regierungsbildung in Erfurt – der Beweis, dass, wenn es um Sachfragen geht, DIE LINKE und die CDU durchaus miteinander können…

Reinhardt Bähring