Ein Fischfilet für Saalfeld – Deutungshoheit über Kultur und Kunst
Am 9. November soll im Klubhaus der Jugend in Saalfeld die Punkband „Feine Sahne Fischfilet“ auftreten. Das Konzert war kurz nach Beginn des Kartenvorverkaufs bereits komplett ausverkauft, die Gruppe ist beliebt und hat sich einen Namen gemacht. Doch der geplante Auftritt in Saalfeld wirft auch dunkle Schatten voraus. Die AfD sowie der ehemalige Landrat Dr. Werner Thomas und mit ihm auch einige andere Akteure der CDU im Kreis machen gegen den Auftritt der Band mobil.
Das Ganze reiht sich in einen Kampf reaktionärer Kräfte in der Gesellschaft, die Deutungshoheit und letztlich die Kontrolle über Kultur und Kunst in Deutschland zu gewinnen. Dieser Kulturkampf gegen linke Subkulturen läuft auf Hochtouren. Die AfD hatte im Landtag erst im Oktober einen Antrag vorgelegt, der sich gegen eine Musikveranstaltung in Mühlhausen richtete. Unter dem Motto „Aufmucken gegen Rechts“ spielten dort ebenfalls einige Punkbands, weshalb die AfD gegen die Förderung des veranstaltenden „Musik- und Kulturvereins Mühlhausen“ wetterte. Dahinter steht der Anspruch der AfD, die eigenen nationalistischen und völkischen Vorstellungen von Kunst und Kultur durchzusetzen. Im gleichen Licht sieht Katharina König-Preuss das Agieren der AfD in Saalfeld: „Der damit einhergehende Versuch, Einfluss auf die Ausgestaltung der Angebote im Klubhaus nehmen zu wollen, ist Vorbote dessen, was künftig wohl vielen Jugend- und Kulturprojekten bevorsteht, die sich nicht dem Kulturbegriff von rechts unterordnen wollen.“
Die Band „Feine Sahne Fischfilet“ bietet dabei ein offenbar geeignetes Ziel. Ihr dauerhaftes Engagement gegen neonazistische Bestrebungen und für eine offene Gesellschaft in ihrer Heimat Mecklenburg-Vorpommern ist dabei schon einige Zeit ein Dorn im Auge von Konservativen und Rechtsradikalen gleichermaßen. Bereits 2013 wurde auf Druck der rechtsextremen NPD hin eine Einladung zum Auftritt der Band auf einem Stadtfest in Riesa durch die Bürgermeisterin wieder zurückgezogen. Bundesweit in die Schlagzeilen geriet die Band nun besonders im Zusammenhang mit ihrem Auftritt Anfang September in Chemnitz im Rahmen der Veranstaltung „#wirsindmehr“, bei der sich ca. 65.000 Personen gegen die von Rechtsradikalen inszenierten „Trauermärsche“ mit folgenden Ausschreitungen stellten, wie ich in einem früheren Artikel berichtete. Kürzlich erst hatte das ZDF die Band für Anfang November eingeladen, ein Konzert in der Reihe zdf@bauhaus im Bauhaus Dessau aufzuzeichnen. Nachdem jedoch rechte Gruppierungen, mit lautstarker Unterstützung der AfD, zum Protest gegen den Auftritt aufgerufen hatten, untersagte die Bauhaus-Stiftung das Konzert in ihrem Haus.
Der Band werden Vorwürfe gemacht, da der mecklenburgische Verfassungsschutz sie vor einigen Jahren in seinem Bericht für das Jahr 2011 ausführlich erwähnte. Darin sprechen die „Verfassungsschützer“ von einer „explizit anti-staatlichen Haltung“ der Band. Den im gleichen Berichtszeitraum aufgedeckten Rechtsterroristen des NSU, der am 25. Februar 2004 den Mord an Mehmet Turgut aus Rostock begangen hatte und auch sonst zahlreiche Verbindungen nach Mecklenburg-Vorpommern aufweist, widmete der Verfassungsschutz übrigens weit weniger Raum in seinem Bericht als der Band. Aber das nur am Rande. Von den fraglichen Texten distanziert sich die Band heute und sagt selbst, dass sie diese heute so nicht mehr schreiben würden.
Auf diesen Bericht aber greift letztlich auch die Saalfelder AfD zurück, wenn sie gegen den Auftritt vorgeht. Die rechte Partei legt dann auch gleich selbst fest, dass die Lieder der Band „jugendgefährdend“ seien – auch wenn das die dafür zuständige Bundesprüfstelle ganz anders sieht. Aber es geht der AfD eben darum, selbst die Deutungshoheit über die gesellschaftlichen und kulturellen Verhältnisse zu übernehmen. Geradezu grotesk lächerlich sind dann die Vorwürfe der Partei, dass „Feine Sahne Fischfilet“ das gesellschaftliche Klima in der Stadt „vergiften“ würde. Inzwischen war die Band Vorgruppe der kommerziell erfolgreichsten deutschen Punkrock-Band Die Toten Hosen, spielte auf großen und kleinen Festivals überall in Deutschland und auch sonst regelmäßig vor großem Publikum. Unwohl fühlen sich dabei allein Neonazis. Kein Wunder, dass die AfD meckert.
DIE LINKE. Thüringen Presseerklärungen
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